Lohnt sich ein mobiler Verkaufsstand oder Imbisswagen?

Lohnt sich ein mobiler Verkaufsstand oder Imbisswagen?

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Der Stellplatz für Gründer – das ProblemMit mobilen Imbissständen uns Verkaufswagen läßt sich viel Geld verdienen, so die Vermutung. Neben dem Geld gibt es das ideelle Motiv: vielen Menschen macht die Zubereitung und der Verkauf von Essen und Trinken Spaß.

Beispielsweise wird selbstständigen Würstchenverkäufern vom Freiburger Münsterplatz wird ein gut sechsstelliges Jahreseinkommen je Wagen zugeschrieben. Diese Leute harren bei Kälte und Hitze auf dem Markt aus und müssen keine Bilanzen veröffentlichen. Es gibt daher keine allgemein zugänglichen Zahlen zu dem Einkommen aus Würstchenverkauf, es muss geschätzt werden.

Der folgende Artikel enthält eine Modellrechnung, um den zu erwarteten Gewinn zu bestimmen. Berücksichtigt wird Werbung und der ganz wichtige Faktor „Umsatz pro Kunde“.

Soll der Traum vom eigenen Wagen Realität werden, wird ein Wagen und einer oder mehrere Standplätze benötigt. Bei Recherchen für einen Wagen werde ich schnell auf die Angebote Franchisegebern stoßen. Diese wirken auf den ersten Blick zumindest auf mich neuartig und begeistern sehr bald. Nach dem ersten Eindruck möchte ich den Wagen einfach haben.

Der besorgte Betriebswirt meldet sich: „Prüfe erstmal die Kalkulation“. Die von Franchisegebern vorgelegten Musterkalkulationen könnten gewagt sein und sehr geschönt dargestellt. Das realistische Szenario wird womöglich zwischen luftigeren Berechnungen versteckt. Spekulativ hohe Auslastungen könnten die Ursache sehr hoher Gewinne sein.

Ein seriöser Verkäufer lügt nicht, er arrangiert die Fakten schön. Er weiß aber, dass Mensch die Mitte liebt. Wir halten intuitiv das mittlere Szenario für realistisch, das Linke für schlecht und das Rechte für sehr gut. Und schon sitzen wir in der mentalen Falle. Denn die Mitte ist in Wirklichkeit das Extrem nach oben. Der auf der „guten“, meist rechten Spalte der Musterkalkulation dargestellte sehr gute Fall ist nicht erreichbar.

Die Formel für den finanziellen Erfolg von mobilen Verkaufsständen

Motorrad zu mobilem Verkaufsstand
Motorrad zu mobilem Verkaufsstand

Hier eine Formel, die einfach ist und gut rechnet. Für einige nötige Angaben ist etwas Marktforschung notwendig, ich gebe einfach geschätzte Zahlen an.

Fangen wir an mit dem Umsatz.

Der Umsatz U berechnet sich aus der Zahl der Passanten n, der Kaufwahrscheinlichkeit für jeden Passanten p(p) und dem Umsatz pro Käufer u(p). Also Tagesumsatz = n * p(p) * u(p). Wir nehmen täglich 500 Passanten an. Von denen kaufen 10%. Jeder macht einen Umsatz von 5 €. Das ergibt einen Tagesumsatz von 500 * 0,1 * 5 = 250 €. Das ist ein bisschen wenig, wie wir später sehen werden.

Die Kosten berechnen sich wie folgt:

Tageskosten = Standmiete + Kaufpreis des Wagens / Nutzungsdauer in Tagen + Wartungskosten + Energiekosten + Lohnkosten + Wareneinsatz + Werbung andere Nebenkosten.

Fixe Kosten: Standmiete, Abschreibung, Lohnkosten (sprungfix)
Variable Kosten: Wartung, Energie, Lohnkosten, Ware

Beispielrechnung:

Ein Wagen hat täglich 30 € Platzmiete, die Abschreibung ist 25 € täglich, die Energie kostet 10 €, die Wartung 5 €, unser Mindestlohnarbeiter kostet 100 € täglich inklusive Sozialabgaben und Urlaub. Wir machen täglich 250 € Umsatz, der Wareneinsatz ist 40% des Umsatzes. Zusammen gerechnet ergibt dies einen täglichen Verlust von 20 €. Was tun? Der Mitarbeiter beklagt sich über Streß und wieviel er zu tun hat.

Wir überprüfen, was der Mitarbeiter eigentlich macht. Er benötigt pro Kunden drei Minuten, hat täglich 480 Minuten Zeit, von denen er 45 Minuten für Vorbereitung und Reinigung braucht. Das ergibt 435 Minuten für den Kunden – bei drei Minuten pro Kunde sind das 145 Kunden täglich. Niemand kann 8 Stunden am Stück dauerhaft und schnell Kunden bedienen. Zudem existieren nachfrageschwache Zeiten. Daher gehen wir von einer maximalen Auslastung  von 50% aus. Das ergäbe 72 Kunden täglich. Bisher hatten wir 50 Kunden täglich. Der Mitarbeiter könnte also schon ein wenig mehr tun.

Wir entschließen uns zu einer Werbeaktion. Diese kostet 30 € täglich und bringt 20 Kunden täglich. Der Umsatz steigt auf 350 € täglich. Bisherige Kosten + Werbung + mehr Wareneinsatz = neue Kosten.

270 € + 30 € + 40 € = 340 € Kosten, 350 € Einnahme, wir verdienen endlich ein wenig. Aber noch nicht genug, um unser unternehmerisches Risiko abzudecken. Wir wollen 15% vom Umsatz, 10 € pro Tag sind gerade mal gut 3%.

Die 15% Mindestgewinn erreichen wir mit geringfügiger Erhöhung des Kundenumsatzes auf 5,5 €. Das gibt bei 70 Kunden täglich 385 € Umsatz, die Kosten belaufen sich dann auf 324 € täglich.

Massengeschäft

Mobile Imbissstände sind ein Massengeschäft. Wie bei Immobilien: die Lage ist alles. Dazu eine geschickte Preis- und Produktpolitik. Diese erhöht den Umsatz pro Kunden. Ihm wird geboten was er haben will und seine Wünsche werden angesprochen. Franchisekonzepte sind zu prüfen, ob sie eine Erhöhung des Kundenumsatzes zulassen. Zudem muss die Verkaufszeit pro Kunde niedrig sein. Die Würstchenbarone können einen Kunden in weniger als einer Minute bedienen und machen 2,20 € Umsatz damit.

Mehr Umsatz pro Kunde

Hier führen hohe Umsätze pro Kunde verbunden mit Massengeschäft zum gewünschten Gewinn. Der Verkaufswagen muss dazu ausreichend Platz bieten.

Nebenberuf mit mobilem Verkaufsstand

Sie lassen sich leicht in Teilzeit betreiben. Wegen der geringeren Auslastung sind die Abschreibungen pro Arbeitstag höher. Zudem wird ein Stellplatz für die untätige Zeit wird benötigt. Dafür können wir uns umsatzstarke Tage und Plätze auf Volksfesten und im Sommer aussuchen. Die guten Plätze sind anfangs schwer zu bekommen. Mit Geduld und Anlaufzeit werden auch die auf lange Sicht zugänglich.

Wenn Sie Unterstützung wollen

Dazu gibt es einen separaten Artikel über die Standortsuche:

professionell einen Stellplatz für den Wagen finden

Published by Johannes Winterhalter
Gaining numbers from multiple sources and transforming that into meaningful and comprehensive results - I do that since DBase III in 1988 and am now into data lakes, SQL, R and survey management.