Motivforschung mit Laddering

Motivforschung

Der Beitrag behandelt die Anwendung der in der Marktforschung bekannten Laddering-Methode in einem kleinen Setting mit nur zwei oder mehr Personen.

Wie motiviert ist unser Klient, wie motiviert sind Sie bei Ihrer Arbeit? Finden Sie sich wieder, oder wären Sie lieber woanders? Warum finden wir ein Produkt besonders gut? Motive und Werte des Einzelnen herauszufinden und zu gewichten ist bei individueller Beratung eine nichttriviale Aufgabe.

Marktforscher nehmen einfach mehrere Versuchspersonen. Danach zählen und kategorisieren sie die Wortnennenungen. Das zeigt, wie die Probanden das Produkt sehen und was es in Ihnen auslöst.

Wie schön wäre es, wenn wir als Einkäufer, Verkäufer oder Arbeitgeber einen Blick hinter die Kulissen unserer Lieferanten, Kunden und Bewerber werfen könnten? Wissen, was sie bewegt, warum sie hier sind, und was wir besser machen könnten? In der Folge wird kurz eine sehr wirkungsvolle Methode vorgestellt. Sie kann in einer perfektionierten Form mit statistischer Auswertung von Marktforschern zum Erfahren von Kaufmotiven verwendet werden. Im Vertrieb können wir zielgerichtet fragen lernen und besser Kundenbedürfnisse erfassen.

Anderes Beispiel: Große Unternehmen heuern qualifizierte Menschen an. Diese können ihre Fähigkeiten per Lebenslauf und Zeugnissen belegen. Was ist, wenn jemand zwar mal ganz toll war, heute aber keine Lust mehr hat? Kleineren Unternehmern mit Empathie und Intuition gelingt es, unter Bewerbern ohne passenden CV und Zeugnissen motivierte Talente auszugraben. Diese sind dann froh, überhaupt eine Arbeit mit Sinn zu finden und bringen für weniger Geld viel Leistung.

Warum Motive und Werte

Viele menschliche Entscheidungen und Handlungen werden von nicht ausgesprochenen Motiven geleitet. Das kann die Steigerung des Selbstwertgefühls bei Statuskäufen sein, der Wunsch zu einer Gruppe zu gehören, attraktiver zu sein, sich abzusichern oder einfach besser auszusehen. Das Neuromarketing zielt auf diese Motive. Älteren Menschen wird unterstellt, mehr Sicherheit zu wünschen, sexuelle Attraktion und Abenteuer werden für diese Gruppe unwichtig. Die begriffliche Überschneidung von Wert und Motiv ergibt sich, weil Werte Denkhaltungen sind, Dinge die einfach wichtig sind. Motive sind Beweggründe für Handeln. Das Motiv ist, entsprechend den Werten zu handeln.

Wie findet man diese Motive heraus? Marktforscher verwenden gerne die Laddering-Methode. Laddering bedeutet die Leiter aufsteigen, von der Produkteigenschaft über den Nutzen zu dem zugehörigen Wert.

Reine Laddering-Studien sind relativ selten und zudem schwer auszuwerten. Die dem Laddering zugrundeliegende Denkweise findet sich überall: ein Vertriebsmitarbeiter schätzt seine Kunden und Interessenten ein, eine Studie möchte tiefere Motivationen herausfinden, ein Coach will seinen Klienten zu sich selbst bringen.

Wie es funktioniert

Beispiel für Laddering, einsetzbar in der Motivforschung
Beispiel für Laddering, einsetzbar in der Motivforschung
Laddering sieht ganz einfach aus. Probleme gibt es bei der Durchführung. Die zugrundeliegenden Werte sind nicht jeder Versuchsperson bekannt, viele können oder wollen ihre Denkhaltungen nicht angeben. Häufig werden in der Interviewsituation zudem Nutzenkomponenten übersehen.

Sie können selbst einen Versuch machen: nehmen Sie einen Gebrauchsgegenstand aus Ihrem Umfeld, wie Auto, Fahrrad, Handy, Tablet undsoweiter, und untersuchen Sie es mit Laddering. Welche Motive und Werte nennen Sie?

Die Ergebnisse werden in eine „Hierarchical Value-Map“ eingetragen. Oben bildet man eine Reihe Kästchen, die die Produkteigenschaften anzeigen. In der Mitte steht der Nutzen, also was es der Versuchsperson an Nutzen bringt. Der dazugehörige Wert oder Motiv wird in die unterste Reihe eingetragen. Die gemeinsam genannten Werte werden mit Linien verbunden.

Trägt man das auswertungsfreundlich in eine Tabelle ein, gibt es vier Spalten: 1. Code Versuchsperson, 2. Produkteigenschaft, 3. Nutzen, 4. Wert.

Sind die Interviews und Befragungen durchgeführt, kann eine sogenannte „Hierarchical Value Map“ erstellt werden. Zur Auswertung kann man die Hierarchical Value Map einfach anschauen, die Anzahl der Verbindungen zeigt die Anzahl der Nennungen. Besser ist es jedoch, entweder die Aussagen zu Kodieren und dann Verteilungen zu bilden. Die Aussagen können auch als Text mit den bekannten Textanalysetools betrachtet werden.

Eine sehr gute einführende Anleitung zum Thema Laddering in der Konsumentenforschung findet sich auf classmatandread.net. Dort wird eine Studie über Weinkühler durchgeführt.

Means-End
Means-End-Theorie
mit Beispielen
hier. Soweit zum Thema Motivforschung. Ein weiteres Beispiel für Laddering sehen Sie bei Klick auf die Grafik rechts.