Streuverluste vermeiden durch differenzierte PR

A squirrel is just a rat with good PR

Die Eichhörnchen[0] machen etwas richtig. Sie huschen bei Tageslicht über die Bäume, sehen gut aus und beißen niemanden. Ratten sind da anders: nachtaktiv, fressen alles mögliche an ohne den Besitzer zu fragen, treiben Massenvermehrung und haben unvorteilhaftes Auftreten. Manche Menschen lieben die Ratten genau dafür und halten sich die Farbversion als Haustiere im Käfig oder auf der Schulter.

Das Nagetier wird sich nur begrenzt für sein Image bei Menschen interessieren, es nimmt die Konsequenzen in Form von Nüssen oder Rattengift einfach hin. Mensch selbst wird immer wieder mit den Folgen früherer Aktivitäten und Wahrnehmungen konfrontiert.

Unternehmen vergeben viele Jobs auf der Basis von Empfehlungen und persönlicher Bekanntschaft, manchmal „Beziehungen“ genannt. Der Einstellende kennt entweder den Empfehlenden oder den Kandidaten selbst. So ensteht eine Bahnung[0] : positiver Eindruck und bekanntes Gesicht des Empfehlenden schafft Vertrauen und gibt Glaubwürdigkeitsvorschuss. Image und menschliche Beziehungen können gewollt oder zufällig sein.

Anlass für diesen Artikel war eine Veranstaltung zum Thema „Wie schreibe ich eine Pressemitteilung und wie bekomme ich die gedruckt“. Die Veranstaltung war sehr gut organisiert, die Tips wertvoll. Nicht zur Sprache kam das Thema „Zielgruppe“. Nicht nur PR-Einsteiger sollten sich Gedanken über ihre Zielgruppe machen. Sonst geht die PR und Pressearbeit in die falsche Richtung.

Sichtbarkeit für die Zielgruppe

Initiative für bessere, differenzierte PR
Initiative für bessere PR-Inhalte
Das Internet und die kostengünstige Vervielfältigung von Information verlangt zielgruppengenaue Aktionen. Content-Marketing wird häufig empfohlen. Suchmaschinen führen bei gekonnt gestalteten Inhalten automatisch Interessenten zum Blog-Schreiber alias Inhaltelieferanten. So einfach ist es jedoch nicht. Wenn jeder Content-Marketing betreibt, steigen die Qualitätsansprüche an den einzelnen Weblog/Inhaltsanbieter, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Viele Anbieter sparen am Budget und stellen einfach kostengünstig frei verfügbare Inhalte zusammen. Dies ist z. B. erfahrbar bei den Xing-Newslettern. Belastbare Zahlen, wieviele Weblogs und Newsletter bundesweit existieren und wieviele Leser diese haben, existieren nicht.

Es gibt einige Blogs, die mich interessieren und denen ich folge, z. B. das Greenbookblog zum Thema Marktforschung und die Seiten von Wolf Szameit über berufliche Selbstständigkeit, Diese decken meine Interessen ab und die Autoren können informative und spannende Artikel verfassen.

Die Volltextrecherche am Computer bestimmt das Leseverhalten. Ich muss eine elektronische Zeitung nicht vorne nach hintern durchblättern, sondern kann mir die interessanten Artikel anhand von Überschriften und Suchergebnissen anzeigen lassen. Die Fülle an Texten im Internet lässt mehr selektiv lesen. Viele Zeitungsredaktionen wissen, wieviele Leute einen Artikel aufgerufen haben und ob er zu Ende gelesen wurden. Sehr gut sichtbar wird die Technik bei geteilten Artikeln z. B. auf der Zeit.

Differenzierte PR für die Zielgruppe

Wir alle können uns in der Informationsüberflutung nur zurecht finden, wenn wir auswählen. Differenzierte PR kennt die Zielgruppe, z. B. durch Segmentierung, und macht Veranstaltungen und Maßnahmen für diese Gruppe. Das lässt sich auch bei der Jobsuche verwenden: wo treffen sich Leute aus der Branche? Kenne ich jemanden? Bei Selbstständigen und Unternehmern: Was interessiert meine Kundschaft?

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  1. [0]Michael Flaherty zu James Hobart in der Serie „Spin City“ über das Bürgermeisteramt der Stadt New York
  2. [1]Vergleiche auch Wikipedia-Artikel über Priming, deutsch Bahnung von Eindrücken

Kontinuierliche Verbesserung durch Fehlerkultur

Entwicklungschancen nutzen

Problem: Ein Unternehmen will sich verbessern, neue Entwicklungsmöglichkeiten, Gefahren. Schwächen und Chancen entdecken.

Das geht nur über Mitarbeiter, die diese kontinuierliche Verbesserung in ihr eigenes Zielsystem übernommen haben, also eine Fehlerkultur zum Umgang mit Scheitern haben.

Es gibt die kontinuierliche Verbesserung durch Optimierung auf ein bestimmtes Ziel: Kunden wollen den 0-Fehler-Lieferanten, Kursteilnehmer fordern einen Dozenten, der weiß wo es lang geht und auf alle Fragen eine sofortige Antwort parat hat. Zudem werden in vielen Personalentwicklungskonzepten Mitarbeiter, die Fehler machen, schnell als ungeeignet aussortiert.

Entwicklung durch Probieren und Testen

Nur wer ausprobiert, kann sich weiterentwickeln. Wer seinen Prozess gut beherrscht, wird die optimierte Routine bis zur Rente weiter führen. 640px-William_Holman_Hunt_-_The_Scapegoat

Die Rolling Stones verdienen mit ihren teilweise 50 Jahre alten Stücken und dem etwa zur Hälfte immer noch gleichen Personal wie vor 52 Jahren nach wie vor viel Geld. Haben sie aber ihre Prozesse, den Bühnenauftritt, jedoch nicht immer wieder optimiert und das Problem des Älterwerdens kompensiert, um nach so einer langen Zeit noch eine gute Show liefern zu können?

Aus der Landwirtschaft kenne ich den Testacker: da wird Neues ausprobiert und optimiert, bis eine Verbesserung heraus kommt oder auch nicht. Der Landwirt als selbstständiger Unternehmer mit einem ordentlich geführten Betrieb investiert jedes Jahr eine Summe in die Weiterentwicklung – wenn die Versuche schief gehen, wird über die Fehler nachgedacht. Kommuniziert werden die Fehler als Verbesserungsmöglichkeiten – jeder Fehler birgt eine Verbesserungsmöglichkeit. Zudem entscheidet der Landwirt selbst, wer von seinen Experimenten erfährt.

und was hat das mit mir zu tun?

Als selbstständiger Unternehmer garantiere ich für die Qualität der Produkte, die ich verkaufe – ob ich auf dem Weg dahin experimentiert habe, ist für mich und meine Prozesse wichtig. Es gibt keinen Vorgesetzten, der mich womöglich nach der Zahl der gemachten Fehler bewertet oder vor dem ich einen perfekten Eindruck machen muss.

Für Angestellte gilt: als Vorgesetzter setze ich den Rahmen so, dass der Mitarbeiter Fehler machen darf, wenn der den optimalen Prozess und die übergeordneten Ziele im Auge behält. Er soll sogar über seine Fehler und Verbesserungen reden.

An sozialen Institutionen gibt es als besonderes Problem die vielen Anspruchssteller, also Menschen, die ihre Interessen durch die Institution vertreten haben möchten. An einer Schule sind das der Schulträger, privat oder öffentlich, die Aufsichtsbehörde, die Eltern, die Lehrer, die Schüler und die Schulleitung. In diesem Anspruchswirrwarr als Institution aufzutreten, die durch Fehler lernt und sich verbessert, ist schwierig bis unmöglich. Die Mehrzahl der mir bekannten Institutionen agiert aus diesen Gründen lieber in einer Art Wolke aus den gesammelten Erwartungen der Anspruchssteller, die diese wegen ihrem eigenen Qualitätsmanagementsystem, so vorhanden, verwirklicht haben wollen.

Die Wolke der verbal erfüllten Ansprüche und die Realität klaffen bei diesen sozialen Institutionen oft weit auseinander, was vielen Ehrlichkeit und Offenheit gewohnten Mitarbeitern dort Probleme macht. Soziale Institutionen arbeiten mit Menschen, fehlgeschlagene Experiment beeinflussen mehr Menschen als ein Testacker.