Geht Astrologen die Fantasie durch?

Astrologie statistisch signifikant?

Genau das wollte ich um 1995 wissen. Ich nahm Finanzmarktereignisse in Form von Charts und verglich mit astrologischen Konstellationen. Meine Hypothese war, das bestimmte traditionell günstige astrologische Konstellationen positive Einflüsse auf die Börsen- und Devisenkurse haben. Der ermittelte Erklärungsanteil war um die 15-20% der gesamten Schwankung. Dies bedeutet, dass z. B. ein günstiger Jupiter bis zu 20% der Kurssteigerung erklären könnte. Das ist zu wenig um Geld drauf zu setzen und schon gar kein wissenschaftlicher Beweis.

An den Börsen wird manchmal auf noch kleinere Eintrittswahrscheinlichkeit gezockt. Falls ich die Berechnungen von 1995 wiederholen soll, bitte melden 🙂

Einteilung der Welt in 12 Symbole – passt immer

Astrologie leider kein Zauberstab
Astrologie leider kein Zauberstab

Warum sieht Mensch in Horoskopen Wahrheit? Fühlt sich verstanden und sieht wertvolle Dinge für die Zukunft? Dabei lässt sich objektiven Messmethoden nichts wirklich nachweisen. Es funktioniert ganz einfach: mit den Tierkreiszeichen wird die erfahrbare Welt in 12 Gruppen eingeteilt. Durch Aspekte und Beziehungen basierend auf der Zahleninterpretation 2 = Materie, Dualität von Gut und Böse und 3 ist die Erlösung, Gott kann man entscheiden, ob eine Beziehung harmonisch (Abstand in Grad ist 360/6 oder 360/3) oder konfliktbeladen (Abstand in Grad ist 360/2 durch 360/4). Zu einfach um wahr zu sein. Persönliche Eindrücke können mit diesem Schema leicht kategorisiert und sowohl rückwärts eingepasst als auch vorwärts prognostiziert werden. Ich fühle mich in meiner Beziehung gerade gut und Saturn steht im Trigon zum Mond? Es muss also and en Sternen liegen.

Mensch kann sich etwas vormachen. Horoskope verleiten dazu. Das ist Selbstbeeinflussung – der Astrologe sieht was er sehen möchte und was in seinem Gehirn vorhanden ist. Das war auch der Grund weswegen kein Astrologe 1989 den Mauerfall vorausgesehen hatte. Dabei war laut Horoskop an den Tagen eine eruptive politische Veränderung angezeigt. Niemand konnte sich einen Einsturz der mächtigen DDR vorstellen, so prognostizierte das auch keiner.

Ist Astrologie selektive Wahrnehmung?

Zur selektiven Wahrnehmung, und zum Einfluss von vorhergegangenen Erfahrungen auf die Wahrnehmung und Erinnerungsspeicherung gibt es sehr viele Studien. Bezüglich Horoskopen empfehle ich Wikipedia weiterführende Literatur, zum Einfluß vorhergehender Erfahrungen auf die Selektion von Eindrücken hat Wikipedia gleich drei Artikel: Einen zu Medien-Priming, einen zu Priming in der Psychologie, und einen über semantisches Priming – dies kann man benutzen, um sich Wörter durch Verbindung mit anderen Wörtern zu merken. Siehe auch die Berichte über die Entstehung des Cargo Cults.

Ich selbst liebe Astrologie als nettes Gesellschaftsspiel mit interessanten Eindrücken und Erfahrungen. Ich kann mein Wissen und meine Erfahrungen besser sortieren, doch weiß das Horoskop nie mehr als vorher schon irgendwo in meinem Gehirn vorhanden war. Astrologische Literatur enthält eine unterhaltsame Anwendung astrologischer Symbolik auf die Welt des Autors.

Streuverluste vermeiden durch differenzierte PR

A squirrel is just a rat with good PR

Die Eichhörnchen[0] machen etwas richtig. Sie huschen bei Tageslicht über die Bäume, sehen gut aus und beißen niemanden. Ratten sind da anders: nachtaktiv, fressen alles mögliche an ohne den Besitzer zu fragen, treiben Massenvermehrung und haben unvorteilhaftes Auftreten. Manche Menschen lieben die Ratten genau dafür und halten sich die Farbversion als Haustiere im Käfig oder auf der Schulter.

Das Nagetier wird sich nur begrenzt für sein Image bei Menschen interessieren, es nimmt die Konsequenzen in Form von Nüssen oder Rattengift einfach hin. Mensch selbst wird immer wieder mit den Folgen früherer Aktivitäten und Wahrnehmungen konfrontiert.

Unternehmen vergeben viele Jobs auf der Basis von Empfehlungen und persönlicher Bekanntschaft, manchmal „Beziehungen“ genannt. Der Einstellende kennt entweder den Empfehlenden oder den Kandidaten selbst. So ensteht eine Bahnung[0] : positiver Eindruck und bekanntes Gesicht des Empfehlenden schafft Vertrauen und gibt Glaubwürdigkeitsvorschuss. Image und menschliche Beziehungen können gewollt oder zufällig sein.

Anlass für diesen Artikel war eine Veranstaltung zum Thema „Wie schreibe ich eine Pressemitteilung und wie bekomme ich die gedruckt“. Die Veranstaltung war sehr gut organisiert, die Tips wertvoll. Nicht zur Sprache kam das Thema „Zielgruppe“. Nicht nur PR-Einsteiger sollten sich Gedanken über ihre Zielgruppe machen. Sonst geht die PR und Pressearbeit in die falsche Richtung.

Sichtbarkeit für die Zielgruppe

Initiative für bessere, differenzierte PR
Initiative für bessere PR-Inhalte
Das Internet und die kostengünstige Vervielfältigung von Information verlangt zielgruppengenaue Aktionen. Content-Marketing wird häufig empfohlen. Suchmaschinen führen bei gekonnt gestalteten Inhalten automatisch Interessenten zum Blog-Schreiber alias Inhaltelieferanten. So einfach ist es jedoch nicht. Wenn jeder Content-Marketing betreibt, steigen die Qualitätsansprüche an den einzelnen Weblog/Inhaltsanbieter, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Viele Anbieter sparen am Budget und stellen einfach kostengünstig frei verfügbare Inhalte zusammen. Dies ist z. B. erfahrbar bei den Xing-Newslettern. Belastbare Zahlen, wieviele Weblogs und Newsletter bundesweit existieren und wieviele Leser diese haben, existieren nicht.

Es gibt einige Blogs, die mich interessieren und denen ich folge, z. B. das Greenbookblog zum Thema Marktforschung und die Seiten von Wolf Szameit über berufliche Selbstständigkeit, Diese decken meine Interessen ab und die Autoren können informative und spannende Artikel verfassen.

Die Volltextrecherche am Computer bestimmt das Leseverhalten. Ich muss eine elektronische Zeitung nicht vorne nach hintern durchblättern, sondern kann mir die interessanten Artikel anhand von Überschriften und Suchergebnissen anzeigen lassen. Die Fülle an Texten im Internet lässt mehr selektiv lesen. Viele Zeitungsredaktionen wissen, wieviele Leute einen Artikel aufgerufen haben und ob er zu Ende gelesen wurden. Sehr gut sichtbar wird die Technik bei geteilten Artikeln z. B. auf der Zeit.

Differenzierte PR für die Zielgruppe

Wir alle können uns in der Informationsüberflutung nur zurecht finden, wenn wir auswählen. Differenzierte PR kennt die Zielgruppe, z. B. durch Segmentierung, und macht Veranstaltungen und Maßnahmen für diese Gruppe. Das lässt sich auch bei der Jobsuche verwenden: wo treffen sich Leute aus der Branche? Kenne ich jemanden? Bei Selbstständigen und Unternehmern: Was interessiert meine Kundschaft?

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  1. [0]Michael Flaherty zu James Hobart in der Serie „Spin City“ über das Bürgermeisteramt der Stadt New York
  2. [1]Vergleiche auch Wikipedia-Artikel über Priming, deutsch Bahnung von Eindrücken

Sind Aktien überbewertet?

Eine Methode, um die Überbewertung von Aktien festzustellen

Ob Aktien überbewertet sinn, ist bei schwankenden Preisen/Kursen und nicht ganz sicheren Dividenden ist nur schwer vorherzusagen, weswegen sich Finanzberater meist davor drücken und Aktien nur sehr einkommensstarken Klienten empfehlen.

In den letzten Jahren testete ich die Beratungsqualität verschiedener Finanzinstitute. Die Empfehlungen waren in den meisten Fällen schlüssig. Jedoch wurden sie nur sehr schwammig begründet, von wegen der Aktienmarkt sei unsicher, man müsse mit annäherndem Totalverlust rechnen – da wollte man mir gemanagte Fonds verkaufen. Andere sagten, nur mit Aktien könne wirklich Gewinn gemacht werden. Eine dritte Auskunft war, Aktien und Immobilien seien zur Zeit derart teuer, dass Festgeld oder sogar Tagesgeld bei einer ordentlich zahlenden Bank die sinnvollste Anlage sei.

Was nun, bei einer unsicheren Zukunft? Einigkeit besteht bei den Beratern, dass die Niederigzinsphase noch mindestens fünf Jahre anhält. Die nur langsame Entschuldung der EU-Staaten erfordert diese niedrigen Zinsen, welche erst bei einem starken Anziehen der Konjunktur mit steigenden Steuereinnahmen in Frankreich und Italien wieder angehoben werden können.

Modellrechnung

Um festzustellen, ob Aktien überbewertet sind, kann die Kursentwicklung über viele Jahre zusammen mit den Zinsniveaus und der Inflation verwendet werden. Bei einer Überbewertung wird die spätere Kurskorrektur die Rendite vernichten.

Betrachten wir zunächst Aktien, in dem wir von einem fiktiven Portfolio (=Depot) ausgehen, in dem die Aktien genauso wie im DAX 30 (Deutschen Aktienindex der 30 meistgehandelten Aktiengesellschaften) zusammen gesetzt sind. Der Anleger will nicht täglich Kurse vergleichen und legt daher langfristig an – verkauft wird nur, wenn das Geld benötigt wird oder eine bessere Anlage in Sicht ist.

Die erste Zeile zeigt die Entwicklung für ein Portfolio, das 2005 zusammen gestellt wird und 2015 wieder verkauft wird, die zweite Spalte für Zusammenstellung 1998 und Verkauf 2008.

Laufzeit Startwert Endwert Jahre Wachstum jährlich %
2005-2015 4255,62 11532,97 10 10,48
1998-2008 5340,1 7062,6 10 2,84

Bei Aktien sind noch die Dividendenerträge von 2-3% des Kaufpreises hinzuzurechnen. Da man in der Zeit vor 2009 schon mit Festgeld Zinsen von 3% erzielen konnte, waren vor 10 Jahren Aktienanlagen zwar schon etwas besser als Geldanlagen, aber nicht sehr unterschiedlich. Der Boom der letzten Jahre hat das Bild verändert – hohe Wertsteigerungen, mehrfach höhere Aktienrendite als bei Finanzanlagen. Und die Kurse steigen hoffentlich weiter.

Vergleicht man die Entwicklung über 17 Jahre anhand der roten Trendgerade, wie in der untenstehenden Grafik, ergibt sich eine Verzinsung von 4,2% jährlich alleine durch Wertsteigerungen. Zum Berechnen des realen Ertrags sind die Depotkosten abzuziehen und die Dividenden hinzuzurechnen – also noch rund 2% obendrauf. Die Trendgerade ist eine Regressionsgerade, also eine Linie, die den vielen Einzelpunkten der Tageskurse am nächsten kommt und so einen guten Mittelwert über 17 Jahre darstellt. Liegt der Index unterhalb der roten Linie, sind die Kurse unter dem Langfristtrend, liegt der Index darüber liegen die Kurse über dem Langfristtrend.

dax30-1998-2015

Manche Menschen kauften die falschen Aktien oder zum falschen Zeitpunkt – sogar wer Indexfonds kaufte, die den DAX abbildeten, konnte bei Kauf im Jahr 2000 und Verkauf 2003 rund drei Viertel des Geldes verlieren. Umgekehrt war der finanzielle Einsatz bei Kauf 2009 und Verkauf Mai 2015 verdreifacht werden.

Bei Festgeld- und Sparzinsen von 0,6% fahre ich bei einer dividendenstarken (3% jährlich) Aktie auf fünf Jahre gesehen immer noch gut, wenn diese in dieser Zeit 10% an Wert verlieren sollte. Die Aktienrendite geht da zwar gegen Null, aber nichts ist verloren.

Fazit

Aktien in der Form einer Mischung von Anteilen an nicht völlig überbewerteten Unternehmen sind ertragreicher als Festgeldanlagen, wenn sie nicht während Phasen hoher Kurse gekauft werden.

Hauspreise – lohnen sich hohe Kaufpreise? Eine Cash-Flow-Analyse

Rekordtiefstand bei den Kreditraten

Gesunkene Finanzierungskosten 2016. Baukredite mit 5 Jahren Zinsbindung sind für 1,25% p. a. zu haben, 10 Jahre ca. 1,5% p.a, 15 Jahre ca 2% p.a. Bei 20 Jahren Zinsbindung, so so etwas überhaupt zu bekommen ist, muss schon mit 2,5% p.a gerechnet werden. Das drückt die Unsicherheit über die zukünftige Zinsentwicklung aus. Allgemein wird mit weiteren 5 Jahren Niedrigstzins gerechnet, dann geht man von einer langsamen Erhöhung aus, wie sie jetzt schon in den USA abzusehen ist.

Das Risiko zukünftig sinkender Preise

Auf Immobilienmärkten spielt neben den zinsabhängigen Finanzierungskosten Erwartungen über die zukünftige Werte und die Bevölkerungsentwicklung eine Rolle. Ein Beispiel von unten: um das Jahr 2000 herum stiegen die Zinsen. Innerhalb weniger Jahren die sanken die Hauspreise um rund 25-50%. Die Insolvenzen von Hauseigentümern nahmen zu, weil die Kreditbelastung höher wurde als der Marktwert der Immobilie. Es gab viele schöne Objekte beim Amtsgericht aus einer Zwangsversteigerung zu kaufen Die europäische Zentralbank hielt das Geld damals knapp mit Refinanzierungszinsen um 5%, was für Baukredite Effektivzinssätze von 6-7% bedeutete. Heute liegt der Refinanzierungszinssatz bei 0,3% p. a.

die Cash-Flow-Analyse zur Risikokalkulation verwenden

Anhand einiger Cash-Flow-Berechnungen mit unterschiedlichen Zinsen und Restwerten nach 10 Jahren kann das Risiko mit Zahlen unterlegt werden.

Beispiel:2013-12-18_14-21-11_680
Zweifamilienhaus freistehend, drei Wohnungen mit 2*100 und 1*60 Quadratmeter, erzielte Miete 1600 € monatlich. Das Mietrisiko für Ausfälle wird mit 5% kalkuliert. Das Haus, Baujahr 1977, ist energetisch nicht saniert. Für Reparaturen werden 6000 € jährlich veranschlagt, dadurch können nach und nach auch die Fenster ausgetauscht werden. Der Kaufpreis ist 400.000 €, die Kaufnebenkosten 40.000 €. Die Finanzierung läuft über 10 Jahre, berechnet wird der erzielte Zins. Ist die Fremdfinanzierung günstiger, verzinst sich das Eigenkapital besser und umgekehrt.

Geht man im Modell davon aus, dass das Haus nach 10 Jahren immer noch 400.000 € wert ist, ergibt sich ein kalkulatorischer Zins (internal revenue rate) von 2,2% für einen Gegenwartswert von 0, berechnet mit dem Financial-Paket der Mathematiksoftware R. Bei einem Eigenkapital von 220.000 und einer Kreditaufnahme von 220.000 € wird das Eigenkapital dann mit knapp 3% verzinst, was deutlich über den üblichen festverzinslichen Anlagezinsen liegt.

Ist das Haus in 10 Jahren aber nur noch 350.000 € wert, ist der kalkulatorische Zins 0,91% – eine billigere Baufinanzierung mit auf 10 Jahre festgeschriebenem Zins ist derzeit nur schwer zu finden. Auf das Eigenkapital ergibt sich entweder 0-Verzinsung oder eine sehr geringe Verzinsung. Die folgende Grafik verdeutlicht den Zusammenhang:

Zusammenhang kalkulatorischer Zins bei einer Immobilieninvestition und dem erwarteten zukünftige Verkaufspreis
Zusammenhang kalkulatorischer Zins bei einer Immobilieninvestition und dem erwarteten zukünftige Verkaufspreis

Sinkt der Hauspreis weiter auf 300.000 € in 10 Jahren, ist der kalkulatorische Zins -0,52% – also negativ. Nur durch Abbau von Eigenkapital lässt sich dieses Haus finanzieren.

Der Verkaufspreis für derartige Häuser in vergleichbarer Lage war um 2008 ca. 250.000 €. Bei einer unterstellten jährlichen Inflation von 2% entspricht das einem Preis von 350.000 € in 2025. Da im Modell stets hohe Beiträge investiert wurden, hält sich die Wertabnahme der Bausubstanz in Grenzen.

Konsequenzen

Die aktuellen Zinsen schlagen sich in den Hauspreisen nieder, wie der aktuelle Marktverlauf zeigt. Jedoch sollten Käufer vor steigenden Zinsen und darauf folgenden Preisverfall für Immobilien und auch Aktien auf der Hut sein. Der wirtschaftlich noch sinnvolle Kaufpreis hängt zudem stark von dem zukünftigen Wiederverkaufswert ab. Der darf nicht wesentlich niedriger sein als der heutige Kaufpreis.

Verkaufspreis optimieren

Einfache Modelle helfen bei der Entscheidung

Inspiriert vom Deckungsbeitragsrechner des Preisspezialisten Roman Kmenta zeige ich hier, wie man aus zwei Verkaufspreisen, zwei abgesetzten Mengen, den Fixkosten und den variablen Stückkosten – also den Kosten pro Stück, die nur bei tatsächlicher Produktion anfallen – den Verkaufspreis berechnen kann, der den größten Gewinn erzeugt. Voraussetzung ist natürlich, dass der Unternehmer den Preis überhaupt beeinflussen kann. Dies ist der Normalfall.

Die Berechnung (Cournot-Punkt)

Als Beispiel nehme ich einen vereinfachten Fall aus dem Obst- und Gemüsehandel. Wir haben durch Experimente herausgefunden, dass wir bei 3 € Verkaufspreis je Schale am Tag 300 Packungen Erdbeeren, bei 4 € Verkaufspreis je Schale aber nur 200 Packungen Erdbeeren verkaufen. Ein Euro Preiserhöhung macht also 100 Packungen Unterschied. Die Preis-Absatz-Funktion ist also Verkaufspreis = 6 – 0,01 * abgesetzte_Menge. Der Verkaufsstand kostet uns 200 € pro Tag (Fixkosten), der Plantagenbesitzer liefert uns die Erdbeeren für 2 € je Schale an den Stand (variable Stückkosten der Erdbeeren). Der Gewinn pro Tag ist abgesetzte Menge mal Preis – abgesetzte Menge * variable Stückkosten – Fixkosten. Der Gewinn G soll größtmöglich ausfallen, bei einem Preis von 6 € verkaufen wir aber nichts mehr, wie die Preis-Absatz-Funktion aussagt. Durch Einsetzen ergibt sich folgendes:

Gewinn = Menge * (6 – 0,01 Menge) – Menge * 2 – 200,
umgeformt:
Gewinn = Menge * 6 – 0,01 Menge^2 – Menge * 2 – 200
und weiter:
Gewinn = Menge * 4 – 0,01 Menge^2 – 200

In der Oberstufenmathematik haben wir gelernt, dass die erste Ableitung (Steigung) einer Parabelfunktion am Maximum (des Gewinns) 0 ist. Die Funktion zeigt den Gewinn als Ergebnis von Preis und Menge. Beginnend von einem sehr niedrigen Preis steigt der Gewinn zunächst, wenn wir die Preise erhöhen. Es gibt einen Gewinnmaximum (mögliche Gewinnsteigerung = 0), dann sinkt der Gewinn wieder, wenn wir die Preise weiter erhöhen. Grund dafür sind sinkende Absatzmengen.

Bilden wir die erste Ableitung G´, die wir 0 setzen müssen (keine Steigung des Gewinns mehr):

G´ = 4 – 0,02 Menge
0 = 4 – 0,02 Menge
4 = 0,02 Menge
Menge = 200

setzen wir wieder in die Preis-Absatzfunktion ein, gilt:Verkaufspreis Cournot Gewinn berechnenCournot-Punkt

Preis = 6 – 0,01 * 200
Preis = 4 (Euro)
Gewinn = 200 € (pro Tag!!!)

Folgen der Cournot-Analyse für den Verkaufspreis

Bei diesem Modell kann man die Einkaufspreise ändern und staunen, wie sich der Verkaufspreis ändert, so wird z. B. bei einer Senkung der Einkaufspreise um 50 ct der gewinnmaximale Verkaufspreis um 50 ct sinken und der Gewinn um 100 € steigen (pro Tag).

Natürlich lässt sich das Modell wegen einschränkender Annahmen nicht direkt in die Realität umsetzen. Aus eigener Erfahrung mit Straßenverkaufsständen für Obst kann ich sagen, dass die Gewinne nicht ganz so hoch liegen wie in diesem Beispiel mit 25%.

Wie gut anwendbar ist das Modell

Das Modell setzt eine bekannte, stabile und möglichst lineare Nachfragefunktion voraus. An genau der scheitert der Einsatz meistens. Ansätze zur Ermittlung finden Sie hier.

E-Mail-Kommunikation und Digital Natives

Die Hype

In der Zeitschrift Wissensmanagement, die sich mit der professionellen Verteilung von konstruktivem Wissen in Unternehmen befasst, wird seit Jahren über die Digital Natives geschrieben. Diese Generation, aufgewachsen mit dem Computer und sozialen Netzwerken, benutze diese zum kommunizieren und sei von den steinzeitlichen Kommunikationsformen wie E-Mail oder Fax angeödet. Zugleich haben die nach 1980 geborenen, so die Theorie, eine andere Informationsverarbeitung im Gehirn. Das erlaubt ihnen, Informationen auf verschiedenen Kanälen gleichzeitig aufzunehmen. Die firmeninterne Kommunikation müsse sich durch neue Software an die veränderte Kommunikation anpassen. Im aktuellen März-Heft beschreibt Frau Professorin Swetlana Franken von der FH Bielefeld die Theorien über die „Digital Natives“ unter dem Titel „Web 2.0 -+ Digital Natives = Kollektive Intelligenz?“. Ihrer Meinung nach kann man mit geeigneter webbasierter Software die gesteigerte Kreativität der Generation Y (=Digital Natives) erst richtig nutzen.

Small Office mit Macintosh Computer. Modernes Arbeiten, gute Ausbildung
Small Office mit Macintosh Computer. Modernes Arbeiten, gute Ausbildung
Frau arbeitet zuhause oder in einem kleinen Büro.

Alles nur herbeigeredet, um Bücher und Software zu verkaufen?

Dass die Theorie der „Digital Natives“ mit ihren anderen Kommunikationsformen und der vermuteten schnellen Auffassungsgabe einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand hält, kann man bei Rolf Schulmeister nachlesen. Auch ältere Leute benutzen soziale Netzwerke und Wikis, jüngere Leute kennen dagegen den den Kampf mit kryptischen Befehlen und MS-Dos, den man noch in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts führte, nur selten.

Wie war es früher eigentlich?

Viele meistens mittlerweile im Ruhestand befindlichen ehemalige Kollegen nervten mich mit handschriftlichen Notizen, die sie in mein Fach legten. Konnten die nicht eine Mail schreiben, die ich von überall her empfangen kann? Die ich später per Desktop Search wieder finden kann? Sie betrachteten es als Vereinfachung, den Schriftverkehr handschriftlich machen zu dürfen. Die Auseinandersetzung mit elektronischer Kommunikation betrachteten sie als überflüssig, die Hype lege sich in ein paar Jahren sicher. Es war ja unter Geschäftsleuten auch mal üblich, per handschriftlich erstelltem Fax zu kommunizieren.

Dann die E-Mail-Ausdrucker – die mir auf die Anfrage nach einer E-Mail bestätigten, dass die Mail ausgedruckt wurde.

Mensch kommuniziert mit den Medien, die seine Umwelt benutzt. In der Welt von A verkehren alle mit Telefon und handschriftlichen Notizen, so macht A das auch. J dagegen, dessen Kommunikationspartner alle Facebook, Xing oder zumindest E-Mail haben, wird sich selbst ein Facebook-Konto und eine E-Mail-Adresse zulegen und die sozialen Medien auch selbst nutzen. Jetzt treten die Welten in Kontakt: es gibt einen Kulturkampf. J hat keinen Bock auf die Zettelwirtschaft, A will sich keine E-Mail-Adresse zu legen. Wozu denn, nur wegen J? Der soll sich gefälligst anpassen.

Die Erweiterung der Kommunikation mit digitalen Medien ist in der heutigen Welt seit etwa 3 Jahren (für Deutschland) Standard. A aus dem vorherigen Absatz ist im Ruhestand und hat dort selbst zu den Medien gefunden, gegen die er oder sie sich im Berufsleben noch gewehrt haben.

Digital Natives sind nicht das einzige Argument für bessere Software

Die Digital Natives, die Erweiterung der Kommunikation um soziale Medien, wird als als Verkaufsargument für Unternehmensberatung und Software durch die Medien gezogen.

Die E-Mail-Flut ist zum Monster geworden. Ursache ist unzureichende Filterfunktionen marktführender Software des Herstellers Microsoft und fehlende Kenntnis der Filterfunktionen bei vielen Bedienern.

Ich benutze aus diesem Grund mehrere E-Mail-Konten, zwei für die wichtige Mail, zwei für Newsletter, Anmeldebestätigungen undsoweiter. Anders als von den Digital-Native-Gurus vorhergesagt habe ich nicht alle Kommunikation in soziale Netzwerke verlagert. Ich finde diese eher unpraktisch, weil ich nicht in mehreren Netzwerken gleichzeitig präsent sein möchte. Alle Kommunikation, auch Telefonmailbox, in der E-Mail: so muss ich nur einen Posteingang überwachen. Als Digital Immigrant habe ich ein fast papierloses Büro.

Definieren wir die „Digital Natives“ als Mythos, der im Verkauf eingesetzt werden kann. Der Verkäufer spricht im Kundengespräch einen Mythos an, und beim potentiellen Kunden beginnt das Gehirn zu arbeiten. Es schafft Assoziationen, die Information bleibt hängen. Bei der Diskussion um die „Digital Natives“ geht es auch um die eigene Befangenheit gegenüber der elektronischen Welt.

Steve Jobs ist übrigens 1956 geboren, und hat noch als Endvierziger die Einführung der Smartphones vorangetrieben.